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Kommentar: Von COVID-19 per Blutgrätsche gestoppt und zur Zwangspause verdonnert

Der Coronavirus nimmt uns den Alltag, den wir gewohnt sind und den wir auch brauchen. Für die Hobbyfußballer Münchens geht damit auch das heimliche Highlight einer jeden Woche verloren: Der Kick in der RBL. Diesen empfindlichen Einschnitt in Worte zufassen, ist schwer. Unser Teammanagement hat sich trotzdem daran versucht.

© a_roesler auf Pixabay
© a_roesler auf Pixabay

München - Drei Wochen ist es her, dass sich die Team-Vertreter bei der Auftaktsitzung der Royal Bavarian Liga (RBL)  zusammenfanden. Die neuen Ligen wurden eingeteilt, die erste Runde im prestigeträchtigen AZ-Cup ausgelost und so endgültig das Feuer in den Herzen der Münchner Hobbykicker und die Vorfreude auf die Saison 2020 entflammt. Nur zehn Tage später sah sich die Liga gezwungen, alle geplanten Spiele der folgenden drei Wochen abzusagen. Aber wenn man die aktuelle Lage realistisch betrachtet, wird der Ball in der kultigsten Freizeit-Liga des Landes auch danach so schnell nicht mehr rollen.

 

COVID-19 – das klingt wie CR7 oder RB6. Doch hinter dieser Bezeichnung steckt kein Star-Fußballer (wie Cristiano Ronaldo) oder ein Weltmeister-Auto aus der Formel 1 (wie das von Sebastian Vettel von 2010). COVID-19 ist das, was derzeit die gesamte Welt fürchtet und diese in einen regelrechten Stillstand versetzt hat - nämlich die Krankheit, die das Coronavirus SARS-CoV-2 auslöst und die tödlich verlaufen kann. Der Coronavirus hat die Welt empfindlich ausgebremst, regelrecht mit einer eingesprungenen Blutgrätsche gestoppt.

 

Die Pandemie spüren wir seit einigen Tagen empfindlich im Alltag. Viele Dinge werden uns in diesen Tagen klarer, die es vorher vielleicht nicht so sehr gewesen sind. Der Sport ist jetzt so unwichtig wie nie, unserer aller Gesundheit steht über allem. Freiheiten, wie wir sie hierzulande stets genießen durften, sind nicht selbstverständlich. Ebenso wenig, dass wir uns mit Familie, Freunden und Team-Kameraden jederzeit treffen können, wann und wo und wie wir es wollen. Es ist eine Lektion, die wir derzeit auf die harte Art und Weise lernen müssen, vor allem durch Verzicht.

 

Gespenstisch ruhig ist es beispielsweise in der Team-Gruppe auf WhatsApp. Keine Spekulationen über den kommenden Gegner, keine Abstimmungen über Fahrgemeinschaften, keine Scherze darüber, ob unser Innenverteidiger seine Quote von fast einer Gelben Karten pro Spiel halten kann oder es unser Flügelflitzer endlich mal pünktlich zum Treffpunkt schafft. Jetzt muss man froh sein, wenn jeder sicher zu Hause ist und vor allem gesund bleibt.

 

Wer hätte am vergangenen Wochenende nicht liebend gerne die weißen Möchtegern-Brasilianer-Nike-Schuhe, Schienbeinschoner und Tapes in die geschulterte Sporttasche gepackt und wäre zu einem der Plätze der Landeshauptstadt oder der Umgebung gedüst, um dort seine Jungs zu sehen? Wer hätte nicht gerne den Kollegen aus dem Angriff gefragt, ob er heute besser zum Abschluss kommt als gestern in der Disco? Wer hätte nicht gerne nach den 90 Minuten mit den Burschen zusammen das Bier getrunken, das man sich am Vorabend (vielleicht) wegen dem Match verkniffen hatte? (Ok, den letzten Nebensatz streichen wir, das ist schon sehr unrealistisch …)

 

Was fehlt, sind die unkomplizierten, unverfänglichen und vor allem freundschaftlichen Begegnungen auf und neben Spielfeld. Das schließt nicht nur das eigene Team mit ein, zumeist betrifft das auch den Gegner. Manche kennt man schon länger und freut sich auf das Treffen. Andere wiederum lernt man kennen, ist neugierig auf deren Mannen und Geschichten. Was uns alle eint, ist die Freude am Freizeitkick mit Wettkampfgefühl. Das mag mal mehr, mal weniger schön anzusehen sein, aber am Ende ist das auch egal. Es geht nicht um den oftmals holprigen Rasen, das manchmal löchrige Tornetz oder die Jagd nach dem Sieg – es geht um das Gefühl mit Gleichgesinnten den Spaß und die Freude zu teilen, den man selbst dabei empfindet, den Alltag einmal kollektiv zu vergessen, indem man dem runden Leder nachjagt.

 

Wann wir dieses Gefühl wieder mit den rund 200 anderen Teams der RBL teilen können, das vermag niemand so wirklich zu sagen. Das ist aber auch zweitrangig. Es geht darum, dass wir möglichst alle von ihnen gesund und munter in voller Mannstärke auf dem satten Grün (manchmal auch Grün-Braun-Gemisch) stehen sehen, wenn die Schiedsrichter die ersten Spiele nach dem Ende des Shutdowns wieder anpfeifen können. Alleine der Gedanke daran ist Motivation pur, diese Krise gemeinsam diszipliniert zu meistern.

 

Bis dahin verlagert sich das Geschehen durch das „Social Distancing“ vor allem ins Internet, wo der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Vom normalen Chat über das Skype-Bier bis hin zur Online-FIFA-Liga, die unsere RBL-Kollegen von „Die Auswahl“ ins Leben gerufen haben, gibt es quasi nichts, was es nicht gibt. Wir mögen räumlich auseinandergerückt sein, aber vom Gefühl rücken wir alle näher zusammen.

 

Wir alle haben es in der Hand, dass unsere Heimat diese Krise schnellstmöglich übersteht. Schlagen wir gemeinsam unseren größten Gegner der Saison 2020, in dem wir frei nach Jogi Löw mit "högschder Disziplin" dem Virus entgegentreten, in dem wir eben nicht spielen und Distanz halten. Damit wir uns anstatt über COVID-19 schon bald wieder um CR7 und das Geschehen in der RBL Gedanken machen können.

 

In den Farben getrennt, in der Sache vereint – bleibt alle gesund!

 

Das Fouli-Management im März 2020

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